Welche Versicherungen benötige ich als Immobilienbesitzer wirklich?

Beim Hausbau kann eine Menge passieren – umso wichtiger ist es, das Vorhaben gut abzusichern. Aber auch für die Zeit danach sind einige Versicherungen für Immobilienbesitzer unverzichtbar. Als Orientierungshilfe haben wir für Sie eine Liste der empfehlenswerten Policen aufgestellt und sie in die Abschnitte Versicherungen während der Bauphase, Versicherungen für die Zeit nach dem Einzug und Absicherung für Eigentümer und Angehörige eingeteilt.

Versicherungen während der Bauphase

 

Die Bauherrenhaftpflicht schützt vor Ansprüchen Dritter

Lose Bauteile oder herabfallende Ziegel können auf einer Baustelle schnell zur Schädigung von Personen oder deren Eigentum führen. Um sich vor Forderungen Dritter zu schützen, können Sie eine Bauherrenhaftpflichtversicherung abschließen. Häufig werden Bauschäden zwar auch durch die private Haftpflichtversicherung mit abgedeckt, das aber nur zu geringeren Versicherungssummen. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung deckt normalerweise höhere Summen ab, denn sie orientieren sich an den gesamten Baukosten. Es empfiehlt sich also, die bestehende Haftpflicht daraufhin zu überprüfen und abzuwägen, ob sie ausreicht.

 

Bauleistungsversicherung gegen Baumängel und Sachschäden

Baumängel und Sachschäden sind der Albtraum jedes Hausbesitzers. Damit beim Bau oder nach dem Einzug keine böse Überraschung auf Sie zukommt, sollten Sie bereits vor Baubeginn eine Bauleistungsversicherung abschließen. Diese übernimmt Kosten, die durch mangelhafte Arbeiten entstehen, wenn die Baufirma ihre Fehler nicht anerkennt oder zahlungsunfähig wird. Während der Bauphase werden zudem Schäden durch höhere Gewalt, Naturereignisse oder Vandalismus und Diebstahl abgedeckt. Die Laufzeit der Bauleistungsversicherung beträgt durchschnittlich zwei Jahre.

 

Brandschäden deckt die Feuerrohbauversicherung ab

Brände gehören zu den häufigsten Unglücksfällen beim Bau. Offene Stromleitungen, durchtrennte Kabel oder Blitzschläge können schnell zu Feuer oder Explosionen führen. Eine Feuerrohbauversicherung deckt dadurch entstandene Schäden ab. Die Kosten für eine Reparatur oder sogar einen kompletten Neubau werden übernommen. Oft ist die Feuerversicherung auch bereits in der Bauleistungsversicherung enthalten oder wird als Ergänzung zur Wohngebäudeversicherung abgeschlossen. In diesem Fall wandelt sie sich automatisch in eine Wohngebäudeversicherung um, sobald die Immobilie bezugsfertig ist.

 

Versicherung für Bauhelfer

Falls Sie sich beim Hausbau von Verwandten und Bekannten helfen lassen, so ist es ratsam, diese mit einer Bauhelfer-Unfallversicherung abzusichern. Der Abschluss erfolgt bei der obligatorischen Anmeldung der Helfer bei der Bau-Berufsgenossenschaft. Gesetzlich werden bei Invalidität 25.000 Euro und im Todesfall 13.000 Euro übernommen. Private Versicherer bieten höhere Versicherungssummen an.

 

Private Unfallversicherung für den Invaliditätsfall

Wenn Sie selbst oder Ihr Lebenspartner ebenfalls am Bau beteiligt sind, empfiehlt sich eine private Unfallversicherung. Diese leistet eine einmalige Kapitalzahlung oder eine dauerhafte Rente. Die Versicherungssumme hängt dabei von Faktoren wie dem Alter und den Lebensumständen ab. Als Faustregel gilt bei Hauptverdienern mit Familie:

  • 30 Jahre – sechsfaches Bruttojahreseinkommen,
  • 40 Jahre – fünffaches Bruttojahreseinkommen,
  • 50 Jahre – vierfaches Bruttojahreseinkommen.

 

Rechtsschutzversicherung bei Nachbarschaftsstreitigkeiten

Nicht selten entstehen bereits während der Bauphase Streitigkeiten mit der Nachbarschaft, zum Beispiel, wenn sich die Anwohner durch Ihre Bautätigkeiten beeinträchtigt fühlen, oder wenn konkrete Schäden am Besitz des Nachbarn verursacht wurden. In diesem Fall ist die Rechtsschutzversicherung eine sinnvolle Ergänzung für den Versicherungsschutz in der Bauphase.

 

Versicherungen für die Zeit nach dem Einzug

Die Wohngebäudeversicherung als wichtigste Grundlage

Die Wohngebäudeversicherung bildet die wichtigste Versicherung für Hauseigentümer. Sie deckt Schäden durch Vandalismus, Diebstahl und Elementarereignisse ab. In der Regel überlässt Ihre Bank Ihnen nur bei Abschluss einer solchen Police ein Baudarlehen. Empfehlenswert ist eine gleitende Neuwertversicherung, die sich ständig an die aktuellen Immobilienpreise anpasst.

 

Hausratversicherung

Was die Wohngebäudeversicherung für den Baubestand ist, ist die Hausratversicherung für Ihre Einrichtung. Die Versicherungssumme orientiert sich dabei am Gesamtwert Ihres Hausrats. Es empfiehlt sich, pro Quadratmeter Wohnfläche mindestens 650 Euro Versicherungssumme zu veranschlagen, womit ein Unterversicherungsverzicht erreicht wird. Das bedeutet: im Schadensfall verzichtet die Versicherung auf die Prüfung und Anrechnung einer Unterversicherung und zahlt Ihnen Schäden bis zur Höhe der Versicherungssumme voll aus.

 

Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht für Vermieter

Wer Wohnraum vermietet oder ein unbebautes Grundstück besitzt, sollte eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung abschließen. Kommt jemand auf dem Grundstück zu Schaden, haftet hier der Eigentümer. Durch die Versicherung wird entstandener Schaden beglichen und Rechtsschutz gewährleistet. Als Versicherungssumme sind Beträge rund um drei Millionen Euro üblich.

 

Absicherung für Eigentümer und Angehörige

Restschuldversicherung und Risikolebensversicherung sichern Angehörige ab

Ein tragischer Krankheits- oder Todesfall stürzt Angehörige und Hinterbliebene zusätzlich zur Trauer oft auch noch in finanzielle Schwierigkeiten. Ist der Hauptverdiener einer Familie arbeitsunfähig oder verstorben, lassen sich Immobiliendarlehen häufig nicht mehr abbezahlen. Die Restschuldversicherung und die Risikolebensversicherung übernehmen im Unglücksfall die Tilgung und entlasten so die Familie. Wichtiger Unterschied zwischen beiden: bei der Restschuldversicherung sind Fälle wie Arbeitslosigkeit oder Berufsunfähigkeit mit abgedeckt, während die Risikolebensversicherung nur im Todesfall greift. Es kann also durchaus sinnvoll sein, beide Versicherungen miteinander zu kombinieren. Zudem unterscheiden sich diese zwei Versicherungen in der Frage, woran sich ihre Versicherungssumme orientiert: bei der Restschuldversicherung ist die Summe der zum Zeitpunkt des Schadensfalls noch offenen Verbindlichkeiten entscheidend, während die Versicherungssumme der Risikolebensversicherung von Beginn an festgelegt wird und statisch bleibt. Bei der Entscheidung, welche der beiden Versicherungsarten die richtige ist, hilft ein detailliertes Beratungsgespräch mit einem Versicherungsspezialisten.

 

Berufsunfähigkeitsversicherung als Schutz vor finanziellem Ruin

Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland ist von Berufsunfähigkeit betroffen. Eine solche Diagnose kann die Tilgung Ihres Baudarlehens erheblich erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt in solchen Fällen eine monatliche Rente, die den Lebensstandard aufrecht erhält und die Rückzahlung des Baudarlehens ermöglicht. Als angemessene Berufsunfähigkeitsrente empfehlen Experten etwa 65 bis 70 Prozent des bisherigen Nettoeinkommens.

 

Fazit

Durch zahlreiche, sinnvolle Policen können Sie sich und Angehörige vor finanziellen Schwierigkeiten während und nach der Bauphase schützen. Achten Sie auf Kombiangebote wie die Wohngebäude- und Feuerversicherung. Je nach Größe des Bauvorhabens und Versicherungssumme werden bestimmte Schäden schon durch eine bestehende Versicherung abgedeckt. Hier ist es also wichtig, eine Überversicherung zu vermeiden.

Das Redaktionsteam des Finanzdienstleisters Dr. Klein und des Online Finanzportals vergleich.de sitzt in Berlin und berichtet regelmäßig über die Geschehnisse der Finanzwelt. Unter anderem betreut es das Dr. Klein und das vergleich.de Blog.